Thursday, November 22, 2007

Happy Chanukkah

Puenktlich zum ersten Advent ist der ganze Schnee hier in Oświęcim geschmolzen. Aber macht nichts, der richtige Winter kommt bestimmt, da bin ich mir sicher. Bis dahin kann das Wetter ruhig weiterhin so schoen sonnig bleiben:



Trotzdem jetzt im Dezember fast keine deutschen Gruppen mehr kommen (denn wer will schon in der Vorweihnachtszeit Auschwitz besuchen?), hatte ich die letzten Woche recht viel auf Arbeit zu tun. Letzten Montag kam eine 100 koepfige schwedische Gruppe (drei Schulklassen) fuer die wir ein Spezialprogramm vorbereitet hatten. "In einem Vormittag die Ausstellungen des Zentrums kennenlernen und einen Stadtrundgang machen und das alles moeglichst interaktiv und anschaulich!", das waren die Vorgaben der schwedischen Organisatoren. Wir hatten das Programm nach ihren Wuenschen ausgearbeitet, aber nicht damit gerechnet, am Montagmorgen vor mueden, demotivierten und total uninteressierten Schulklassen zu stehen. Auf diesem Gebiet muss ich noch ein bisschen abhaerten, denn bis jetzt hatte ich zum Glueck nur sehr ineressierte Gruppen, mit denen zusammen mir die Arbeit sehr viel Spass macht und mich auch persoenlich weiterbringt. Es faellt mir sehr schwer, mein Programm durchzuziehen, wenn ich gegen eine Klangmauer anreden muss und keine Reaktionen der Zuhoerer auf meine Geschichten folgen. Wahrscheinlich sollte ich nicht Lehrer werden...
Als kleine Aufmunterung nach dieser Gruppe sind wir am Montag Nachmittag noch in den eine Autostunde entfernten Ort Bielsko-Biała gefahren. In diesem Ort gibt es eine immer noch existierende juedische Gemeinde, die uns zur Chanukkah-Feier eingeladen hatte. Als wir in dem Ort, der "kleines Wien" genannt wird, ankamen, war es leider schon dunkel, daher hier nur einige Spielchen mit Strassenlaternen etc.:



Naechsten Donnerstag werde ich mit Marie und Marianna (der Freiwilligen aus der IJBS) noch einmal nach Bielsko-Biała fahren, sodass auch bald Bilder im Hellen folgen.
Um die Chanukkah-Feier zu verstehen, muss ich kurz einige Worte zur juedischen Gemeinde in Bielsko-Biała sagen. Die ca. 50 Mitglieder dort verstehen sich eher als Kulturverein, denn als religioese Gemeinde. Keiner der Mitglieder spricht Hebraeisch, geschweige denn kann es lesen. Wirkliche religioese Zeremonien finden (meines Wissens) nicht statt.
So war auch die Chanukkah-Feier ein Konzert mit juedischen Liedern eines kasachischen Kuenstlers. Das war sehr lustig, da das ganze mit gruseliger Playbackmusik aus den 70igern untermalt wurde (es gab keine Band) und der Saenger eine Art Roberto Blanco (nur halt "auf juedisch") war. Naja die aelteren polnischen Damen haben es genossen...
Den Gegensatz dazu gabs dann gestern im Zentrum fuer Gebet und Dialog, einer Begegnungsstaette, in der auch viele Gruppen uebernachten. Der dort arbeitende Priester Manfred Deselaers hatte alle Freiwilligen Oświęcims zum Nikolaustreffen eingeladen. Wir hatten einen schoenen Nachmittag und sahen unter anderem die spannenden Dias von Manfreds Freiwilligendienst in Israel. In den 70iger Jahren war er ebenfalls mit Aktion Suehnezeichen aufgebrochen um in einem Heim fuer Kinder mit Behinderungen in Israel zu arbeiten. Die Zeiten waren damals wahrscheinlich noch abenteuerlicher als sie es heute sind.
Sonst ist die Zeit bis Weihnachten schon fast vollkommen verplant. Neben dem woechentlichen Step-Aerobic und Pilatesstunden, haben Marie und ich auch angefangen Aquafitnessuebungen zu besuchen. Ausserdem haben wir am Dienstag ein Konzert eines Israelis in unserer Synagoge und am Mittwoch einen Chanukkah-Workshop, der noch von uns vorbereitet werden muss. Dazwischen wollen wir noch Krakau und Bielsko-Biała und Dresden einen Besuch abstatten und es wird mehrere Geburtstags- und Weihnachtsfeiern geben. Also auf alle Faelle keine Langeweile!!!




Ps: Hier noch zwei Zeitungsartikel, die ganz interessant sind. Der erste ist ueber ein juedisches Ehepaar in Berlin und der andere ist ueber die polnische Debatte ueber Jedwabne (ganz interessant, da von einem Polen geschrieben). Viel Spass beim Lesen!

Thursday, November 15, 2007

Ach, da war doch noch was, dass ich berichten wollte: ICH HABE MICH BEWEGT!!! :-)
Naja, nach ca. 3 Monaten sportlicher Abstinenz habe ich mich Montag entschlossen Marie zu einer Stunde Pilates zu begleiten. Ok, zugegeben, das Gerumhopse auf den Baellen war noch nicht wirklich anstrengend und desswegen sind wir gleich am Dienstag noch zur Step-Arobic gegangen. Da hab ich dann ganz schoen geschwitzt :-) :-) Volleyball ersetzt das zwar leider nicht, aber dieser Hausfrauensport ist fuer den Anfang auch gar nicht schlecht!

Tuesday, November 13, 2007

Śnieg!!!!!

long time - no seek! Bei uns ist jetzt schlussendlich der Winter ausgebrochen (Der Wetterbutton auf dieser Seite luegt, es regnet nicht, es schneit!!)! Kleiner Eindruck gefaellig? - Bitte:



Nun fehlen mir nur noch die richtigen Schuhe und alles wird gut...
Neben einigen anderen Winterbildern, könnt ihr nun auch meine Schnappschüsse aus Łódż und Warszawa anschauen. Leider konnte ich aufgrund des On-Arrival Trainings nicht wirklich viel von Warschau sehen, weswegen die Bilder eigentlich nur meinen Weg vom Bahnhof zum Hotel und meinen einen Nachmittag in Praha zeigen.
Die Zeit in Łódż war wirklich toll (noch mal vielen Dank an Peter und Johannes!). Die beiden ASFler in Łódż, die ich besucht habe, arbeiten für das Maximilian-Kolbe-Werk. Ihre Hauptaufgabe ist die Mittagessenverteilung an ehemalige, politische KZ-Inhaftierte. An meinem ersten Tag in Łódż begleitete ich sie zur Arbeit und lernte die vielen älteren Damen und Herren ein bisschen kennen. Trotzdem wir jeden Haushalt nur kurz besuchten, blieb fast immer Zeit für ein kleines Schwaetzchen, für einige das einzige Gespräch am Tag.
Nachmittags fand im Büro des Werks noch eine kleine Namentagsfeier statt zu der wir sehr herzlichen eingeladen wurden. Neben einem stattlichen Essen (und einer dicken Torte) mussten wir natürlich auch anstossen - mit Wodka, nachmittags 14:30 Uhr. Nach zwei doppelten, sahen die älteren Herren davon ab, mein Glas noch einmal zu fuellen, die Jungs "mussten" noch eine weitere Runde mithalten...
Am 1. November war dann Allerheiligen, ein sehr grosser Feiertag hier in Polen. Am Vormittag besuchte ich den juedischen Friedhof in Łódż (groesster juedische Friedhof Europas, leider stellenweise traurig, da sehr verlassen und teilweise ungepflegt). Nachmittags dann einen christlichen Friedhof. Das was ich dort sah, war einfach unglaublich. Massen von Menschen stroemten zum Friedhof, die Graeber waren ueberfuellt mit Kerzen und Blumen. Der ganze Friedhof schien in allen Farben zu leuchten.


Wieder zurueck in Oświęcim konnte ich mich auch nicht ueber Langeweile beklagen. Ich half bei der Betreuung einer grossen deutschsprachigen Gruppe. Neben dem Besuch unseres Zentrums und der Stadt stand natuerlich auch der Besuch von und die Auseinandersetzung mit Auschwitz-Birkenau auf dem Programm der Gruppe. Ich habe die Gruppe bei den meisten Programmpunkten begleitet und die inhaltlichen Auswertungen und Reflexionsrunden teilweise vorbereitet und durchgefuehrt.
Nun steht also wieder die Arbeit im Zentrum an, von der es in letzter Zeit auch mehr als genung gibt. Zur Zeit laeuft bei uns der Workshop "Polish Heroes - those who rescued Jews" (nach unserer gleichnahmigen Ausstellung) und dieser Workshop besteht eigentlich aus vier Terminen, an denen polnische Gymnasialschueler eine Fuehrung durch diese Ausstellung vorbereiten sollen, um dann ihre Klassen, Freude und Familie als Guides durch die Ausstellung zu fuehren. Einer der Termine ist ein Interview mit einem der Helden (das findet uebrigens morgen statt) was von den Schuelern durchgefuehrt wird. Zur Vorbereitung dieses Interviews habe ich ein Brainstormingtag ausgearbeitet, der am Montag stattfand. Trotz anfaenglicher Schwierigkeiten mit meinen "deutschen Methoden" (Mind-Maps, Gruppen und Uebergruppen bilden..) kamen am Ende sehr gute Ergebnisse zustande und ich bin schon ein bisschen stolz, dass alles so glatt lief. In den naechsten Wochen stehen noch weitere Workshops an, die vorbereitet und durchgefuehrt werden muessen. Ich freu mich schon!

Ps.: Fuer alle, die es noch nicht wissen: ich komme Weihnachten (am 21.12.) nach Hause und werde vorraussichtlich erst am 3. Januar zurueck nach Polen reisen.