Trotzdem jetzt im Dezember fast keine deutschen Gruppen mehr kommen (denn wer will schon in der Vorweihnachtszeit Auschwitz besuchen?), hatte ich die letzten Woche recht viel auf Arbeit zu tun. Letzten Montag kam eine 100 koepfige schwedische Gruppe (drei Schulklassen) fuer die wir ein Spezialprogramm vorbereitet hatten. "In einem Vormittag die Ausstellungen des Zentrums kennenlernen und einen Stadtrundgang machen und das alles moeglichst interaktiv und anschaulich!", das waren die Vorgaben der schwedischen Organisatoren. Wir hatten das Programm nach ihren Wuenschen ausgearbeitet, aber nicht damit gerechnet, am Montagmorgen vor mueden, demotivierten und total uninteressierten Schulklassen zu stehen. Auf diesem Gebiet muss ich noch ein bisschen abhaerten, denn bis jetzt hatte ich zum Glueck nur sehr ineressierte Gruppen, mit denen zusammen mir die Arbeit sehr viel Spass macht und mich auch persoenlich weiterbringt. Es faellt mir sehr schwer, mein Programm durchzuziehen, wenn ich gegen eine Klangmauer anreden muss und keine Reaktionen der Zuhoerer auf meine Geschichten folgen. Wahrscheinlich sollte ich nicht Lehrer werden...
Als kleine Aufmunterung nach dieser Gruppe sind wir am Montag Nachmittag noch in den eine Autostunde entfernten Ort Bielsko-Biała gefahren. In diesem Ort gibt es eine immer noch existierende juedische Gemeinde, die uns zur Chanukkah-Feier eingeladen hatte. Als wir in dem Ort, der "kleines Wien" genannt wird, ankamen, war es leider schon dunkel, daher hier nur einige Spielchen mit Strassenlaternen etc.:
Naechsten Donnerstag werde ich mit Marie und Marianna (der Freiwilligen aus der IJBS) noch einmal nach Bielsko-Biała fahren, sodass auch bald Bilder im Hellen folgen.
Um die Chanukkah-Feier zu verstehen, muss ich kurz einige Worte zur juedischen Gemeinde in Bielsko-Biała sagen. Die ca. 50 Mitglieder dort verstehen sich eher als Kulturverein, denn als religioese Gemeinde. Keiner der Mitglieder spricht Hebraeisch, geschweige denn kann es lesen. Wirkliche religioese Zeremonien finden (meines Wissens) nicht statt.
So war auch die Chanukkah-Feier ein Konzert mit juedischen Liedern eines kasachischen Kuenstlers. Das war sehr lustig, da das ganze mit gruseliger Playbackmusik aus den 70igern untermalt wurde (es gab keine Band) und der Saenger eine Art Roberto Blanco (nur halt "auf juedisch") war. Naja die aelteren polnischen Damen haben es genossen...
Den Gegensatz dazu gabs dann gestern im Zentrum fuer Gebet und Dialog, einer Begegnungsstaette, in der auch viele Gruppen uebernachten. Der dort arbeitende Priester Manfred Deselaers hatte alle Freiwilligen Oświęcims zum Nikolaustreffen eingeladen. Wir hatten einen schoenen Nachmittag und sahen unter anderem die spannenden Dias von Manfreds Freiwilligendienst in Israel. In den 70iger Jahren war er ebenfalls mit Aktion Suehnezeichen aufgebrochen um in einem Heim fuer Kinder mit Behinderungen in Israel zu arbeiten. Die Zeiten waren damals wahrscheinlich noch abenteuerlicher als sie es heute sind.
Sonst ist die Zeit bis Weihnachten schon fast vollkommen verplant. Neben dem woechentlichen Step-Aerobic und Pilatesstunden, haben Marie und ich auch angefangen Aquafitnessuebungen zu besuchen. Ausserdem haben wir am Dienstag ein Konzert eines Israelis in unserer Synagoge und am Mittwoch einen Chanukkah-Workshop, der noch von uns vorbereitet werden muss. Dazwischen wollen wir noch Krakau und Bielsko-Biała und Dresden einen Besuch abstatten und es wird mehrere Geburtstags- und Weihnachtsfeiern geben. Also auf alle Faelle keine Langeweile!!!
Ps: Hier noch zwei Zeitungsartikel, die ganz interessant sind. Der erste ist ueber ein juedisches Ehepaar in Berlin und der andere ist ueber die polnische Debatte ueber Jedwabne (ganz interessant, da von einem Polen geschrieben). Viel Spass beim Lesen!