Am 27. Januar wurde zum 63. Mal an die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und der Stadt Oświęcim durch die Rote Armee erinnert. Der Tag war durchgeplant mit verschiedensten Stationen des Gedenkens. Es ging los um 7:30 Uhr in Monowitz und endete 15:00 Uhr in Birkenau. Ich glaube, nur der Buergermeister Oświęcims (der ironischer Weise weithin als Antesimit bekannt ist) hat alle Stationen besucht.
Wir vom Zentrum haben als erstes fruehs um 9:00 Uhr an der Zeremonie zur Erinnerung der Befreiung der Stadt teilgenommen. Alle wichtigen Institutionen (auch Schulen etc.), Organisationen und Vereine haben Kraenze am Grab des unbekannten Soldaten abgelegt, es gab Marschmusik, Armee und alles was fuer das Selbstverstaendnis der Polen wichtig ist. Hier einige wenige Bilder (auf dem unteren Bild sieht man, wie sich die einzelnen Schuelervertreter der verschiedenen Schulen Oświęcims mit ihren Fahnen vor dem Denkmal verbeugen):
Danach gings weiter ins Stammlager (Auschwitz 1). Dort kamen auch die ehemaligen Haeftlinge zusammen, um zu gedenken. Viele der Ueberlebenden sind leicht zu erkennen, da sie Tuecher mit der Haeftlingsflagge (weiss - blau gestreift) tragen. Manche besitzen auch noch die originalen "Muetzen" der Haeftlingskleidung und tragen diese. Mich beruehrt es immer noch diese Menschen im Museum zu sehen. Die vergangenen 63 Jahre erscheinen dann gar nicht so lang, die Zeit nicht so weit weg. (Ich hoffe, ihr verzeiht, dass ich keine Bilder gemacht habe. In Auschwitz und Birkenau mache ich grundsaetzlich keine Fotos.)
Die Hauptzeremonie des Museums war dieses Jahr in der sogennaten Sauna in Birkenau. Die zweistuendige Veranstaltung unter dem Thema: "Verlorene Familien", bei der Ueberlebende sprachen und Schueler Oświęcims aus Zeitzeugenberichten vorlasen war vollstaendig in Polnisch (bis auf die Reden des israelischen und russischen Botschafters). Ich konnte die Reden zwar auf Englisch mitlesen, die wichtigen Dinge wie "Schnell, Schnell!, "Sonderkomando", "Arbeit macht frei" und "SS-Offizier" verstand ich jedoch auch so. Es ist fuer mich immer noch seltsam, als eine der wenigen Deutschen hier zu sitzen und diese Woerter als Teil "meiner" Sprache zu erkennen.
Nach der Hauptzeremonie (waehrend der es furchtbar geschneit hatte) liefen wir zum Denkmal in Birkenau, wo nocheinmal eine Zeremonie mit Kraenzen, Kerzen und Gebeten stattfand. Diesmal habe ich, begleitet von den anderen Mitarbeitern, den Kranz des Juedischen Zentrums hingelegt.
Zugegeben, nach diesem Programm war ich ganz froh, nach Hause in meine kleine (und vor allem warme) Wohnung zurueck kehren zu koennen.