Tuesday, April 29, 2008

Praga



Letztes Wochenende hatte ich frei und desswegen habe ich mich zusammen mit Marianna, einer Freiwilligen aus der Internationalen Jugendbegegnungsstaette, kurzentschlossen nach Prag aufgemacht. Dort lebt meine ehemalige Mitbewohnerin Marie und es wurde hoechste Zeit, dass wir sie endlich besuchten. Donnerstag Abend gings los, mit dem Nachtzug Oświęcim - Prag. Angekommen, mussten wir uns erst einmal noch fuer ein Stuendchen hinlegen, denn an erholsames Ausruhen oder gar Schlafen war im Nachtzug nicht zu denken gewesen. Danach gings los auf Stadterkundung. Ich durfte endlich mal wieder U-Bahn fahren und Grossstadtluft schnuppern. Abends gings dann noch zum Reggae-Konzert. Ich habe noch nie so viele junge Leute mit Dreadlocks gesehen, wie in diesem Club und der Anblick hat mir wirklich gut getan (hier in Oświęcim wurde ich im Winter schon wegen meiner rosa Muetze seltsam gemustert). Von dem Konzert haben wir allerdings nicht besonders viel gesehen, da sich der Schlafentzug der voherigen Nacht bemerkbar machte und wir frueh nach Hause sind.
Am naechsten Tag gings frueh los zum groessten Flohmarkt Prags. Das war wirklich ein Erlebnis, besonders da wir einige Probleme hatten ihn zu finden. Nachmittags haben wir dann wieder die Touripfade unsicher gemacht um dann Nachts nach einem gemuetlichen Abend mit Freunden von Marie todmuede ins Bett zu fallen.
Am Sonntag haben wir dann das wunderschoene Wetter noch einmal genutzt, um uns auch die Parks auf Prags Huegeln anzuschauen. Wir haben ausserdem eine Schiffahrt gemacht, die leider viel zu teuer und zu touristisch war. Abends taten uns dann vom vielen Laufen die Fuesse weh...
Vor unserer Abreise am Montag wollten wir uns noch das juedische Viertel Prags anschauen, da aufgrund des Pessach-Festes die Museen und Synagogen am Sonntag geschlossen hatten. Leider ist das Juedische Museum, mit dem weltberuehmten Friedhof so sehr von Touristen ueberannt, dass wir uns entschlossen, diese Sehenswuerdigkeiten bei einem spaeteren Besuch anzuschauen. Stattdessen sind wir liebe noch ein bisschen an den Schlangen der Touristen vorbeigeschlendert und haben mit einem Eis in der Hand die Sonne genossen.
Nun, wieder zurueck in Oświęcim, mit einem Berg voller Arbeit auf meinem Schreibtisch, hoffe ich, dass sich das tolle Wetter haelt und somit die "Parksaison" hier in Oświęcim eroeffnet werden kann.
Bilder wie immer in der Galerie

Nachtrag zum 24. April

Durch meine Arbeit habe ich immer wieder die seltsamsten, lustigsten und interessantesten Begegnungen. Von einer moechte ich hier noch einmal berichten:
Letzten Freitag hatte ich eine Fuehrung mit einer Gruppe von polnischen und israelischen Studenten. Die Gruppe war den ganzen Tag in der Gedenkstaette unterwegs und kam dann bei mir im Zentrum dementsprechend unmotiviert und erschoepft an. Ich habe also nur sehr wenige Worte gesagt und die Leute alleine durch die Ausstellung gehen lassen. Die meisten haben sich dann im Schnelldurchlauf die Bilder angeschaut und sind dann raus vors Museum zum Rauchen. Einige aber haben angefangen sich mit mir zu unterhalten und zwar auf Deutsch. Normalerweise mache ich meine Fuehrungen immer auf Englisch, aber sowohl die Polen, als auch die Israelis wollten ploetzlich mit mir Deutsch reden. Das war vielleicht eine seltsame Situation: ich als Deutsche in Oświęcim/ Auschwitz erzaehle einer Gruppe von Polen und Israelis etwas ueber die juedische Geschichte der polnischen Stadt auf Deutsch. Die Studenten waren aber alle unheimlich nett und wollten alles ueber mich wissen (warum ich hier bin, was ich so mache, wo ich wohne ...) und fanden es voll toll mit mir auf Deutsch zu reden. Leider konnte ich die Einladung, sie nach Warschau zu begleiten nicht annehmen, da ich das Wochenende in Prag verbracht habe. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

Thursday, April 17, 2008


Gedenkfeier zum 67. Jahrestag der Deportation der Juden Oświęcims

Gestern war unsere grosse Veranstaltung, die wir in den letzten Wochen fast durchweg vorbereitet haben. Ueberraschend viele Menschen (ca.250) kamen um 20 Uhr zu uns in die kleine Synagoge. Als erstes haben wir einen kurzen Film gezeigt, dann wurde aus Berichten von Ueberlebenden vorgelesen. Das ganze war sehr feierlich, die Synagoge nur vom Licht vieler Kerzen erleuchtet. Danach sollten die Besucher mit Kerzen die Woerter "Wir erinnern" auf Polnisch und Hebraeisch auf den Platz vor der Synagoge schreiben. Erst sah es so aus, als ob dieser Teil sprichwoertlich ins Wasser faellt, da es den ganzen Tag geregnet hatte. Thomas und ich mussten sogar die Kreideumrisse der Woerter kurzfristig noch einmal nachzeichnen, da sie nicht mehr sichtbar waren. Jedenfalls hatten wir dann doch noch Glueck mit dem Wetter und die Kerzenaktion war ein voller Erfolg. Eine Fotografie der Woerter wird jetzt an alle noch lebenden ehemaligen juedischen Bewohner Oświęcims und ihre Familien geschickt, um ihnen zu zeigen, dass die Stadt und ihre Menschen sie nicht vergessen haben. Eine schoene Sache, finde ich!
Fotos in der Galerie