Friday, August 22, 2008

Abschied

Heute ist mein letzter Arbeitstag. Bis auf Weiteres werde ich erst einmal nicht mehr an der Rezeption des Jüdischen Zentrums sitzen, Besucher beraten oder ihnen den Weg zur Toilette zeigen. Viel Spannendes habe ich hier in den vergangenen 12 Monaten erlebt. Sonntags konnte ich von meinem Fenster die Kirchgänger beobachten, am 1. Mai kam der Kommandant der israelischen Armee hereingeschneit und fast täglich hatte ich eine Gruppe von Besuchern, denen ich etwas über die Geschichte Oświęcims erzählen durfte. Natürlich habe ich auch einige langweilige Stunden vor dem Computer verbracht oder mir gewünscht, das Besucher mehr Zeit für einen Besuch einplanen würden. Trotzdem werde ich meine Arbeit und das Jüdische Zentrum hier sehr vermissen. Zum Glück ist es ja nicht weit und ich wurde auch schon förmlich von Tomek für die Erföffnung der nächsten Ausstellung eingeladen. Ich komme also schnell wieder - das ist gewiss.
Vielleicht sogar schon Ende September. Dann heiratet nämlich eine gute Freundin von mir und eine wirklich polnische Hochzeit möchte ich eigentlich auch noch erleben.
Jetzt geht es am Dienstag jedoch ersteinmal zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Leipzig zum letzten Seminar von ASF. Am 31. August werde ich dann in Berlin ankommen und mein Freiwilligendienst in Polen wird offiziel zu Ende sein.
Lange werde ich auch in Berlin nicht bleiben. Die Pläne sehen so aus, dass ich nach Magdeburg ziehen werde um dort "European Studies" zu studieren. Es geht also weiter...

Tuesday, August 19, 2008

Wawa-Wochenende

Ein stürmisches, verregnetes, interessantes, lustiges, anstrengendes und wirklich tolles Wochenende liegt hinter mir. Donnerstag Abend ging es los nach Krakau - ein letztes Mal zusammen mit Freunden und anderen Freiwilligen feiern. Dann um 6:05 in den Zug nach Warszawa. Ankunft um 11:00. Es gießt in Strömen und wir ruhen uns erst einmal aus, bevor es auf in die Stadt geht. Das "touristische Disneyland" - die Altstadt - wollen wir sehen und machen uns auf einen längeren Spaziergang auf, der mit einem Essen beim Armenier beginnt und in einem Regenschauer endet.
Samstag - der Tag der Suche nach einem Platz zum Frühstücken. Das Insiderwissen unserer Gastgeber führt uns weiter durch die polnische Hauptstadt. Wir klettern auf das Dach der Unibibliothek und machen einen Abstecher in den Stadtteil Praga. Später besuchen wir das Museum zum Warschauer Aufstand, dass uns eher einschüchtert als begeistert.
Den künstlerischen Teil unseres Aufenthalts nehmen wir uns für Sonntag vor. Ergebnisse eines deutsch-polnischen Sommerlagers von jugendlichen Künstlern werden angeschaut und nach einem Streifzug durch ein wundervolles Altbauwohnviertel hören wir das Chopin-Konzert im Łazienki - Park (absolut zu empfehlen!!). Abends wollten wir dann noch ein wenig um die Häuser ziehen, allerdings mussten wir feststellen, dass sogar in der Partyhochburg Oswiecim am Sonntagabend mehr los ist, als in Warschau. Trotzdem war es ein sehr lustiger Abend, an dem wir nocheinmal viele neue Ecken von Warszawa sahen.
Die Abreise stand dann gestern, am Montag, auf dem Plan. Vor dem Besteigen des Express-Zuges zurück nach Krakow hatten wir aber noch ein bisschen Zeit um uns den Jüdischen Friedhof anzuschauen und einen kleinen Rundgang durch die Gegend des ehemaligen Ghettos zu machen.
Aufgefallen ist mir, dass Warschau es Touristen nicht so leicht macht es zu mögen. Im Gegensatz zu Krakau, fehlt ein zentraler Punkt, an dem sich Polen und Touristen gleichermaßen treffen und weggehen. Um Warschau kennen und mögen zu lernen, muss man wahrscheinlich von den üblichen Touristenpfaden abweichen und in das Nachtleben eintauchen, die Künstler- und Alternativenscene kennenlernen. Zum Glück hatten wir während des letzten Wochenendes tatkräftige Unterstützung von unseren Gastgebern, u.a. den Warschauer Freiwilligen (in deren toller WG wir schlafen durften) und von deren Begeisterung für Warszawa wir uns mitreißen lassen konnten. Ein dickes Dankeschön in die Hauptstadt!

Wednesday, August 13, 2008

Noch 13 Tage....aaahhh

Mein Jahr ist wirklich fast vorbei... unglaublich... Am Besten nicht dran denken! Sondern erst mal ab nach Warschau!! Morgen moechte ich endlich nachholen, was ich das ganze Jahr ueber nicht geschafft habe. Zusammen mit meiner Lieblingsreisefreundin Marianna gehts auf, die Warschauer Freiwilligen fuer das Wochenende zu besuchen. Das Wetter soll natuerlich schlecht werden, aber egal. Vorher wollen wir uns morgen Abend noch mit einer kleinen Feier von Krakau und unseren Krakauer Freunden verabschieden. Es wird wahrscheinlich ein Wochenende mit wenig Schlaf. :-)
Den kann ich dann aber naechste Wocha auf Arbeit nachholen, denn hier ist fast nichts mehr zu tun. Morgen habe ich meine letzte Gruppe. Naechste Woche geht es dann ans Ordnen der Unterlagen, damit meine Nachfolgerin sich gut einarbeiten kann. Sonst muessen noch Sachen gepackt und Abschiedsgeschenke besorgt und verteilt werden. Aber so ein richtiger Abschied wird es ja sowieso nicht.... Oświęcim wird mich nicht so schnell los! Ich komme wieder - ganz bestimmt!

ASF-Gedenkstaettenfahrt

wechselseitige Stadtfuehrung - bei der ehemaligen Haberfeldfabrik (Foto von Martin)

In der letzten Woche war die von Aktion Suehnezeichen organisierte Gedenkstaettenfahrt nach Auschwitz fuer kuenftige Freiwillige von ASF. Ich habe die ganze Woche ueber an dem Programm der Gruppe teilgenommen und bei der Organisation geholfen.
Neben dem Besuch der Gedenkstaette und dem Juedischen Zentrum, hatten wir ein Zeitzeugengespraech mit Hernn Smoleń und einen Vortrag zum Thema "Auschwitz 3 - Monowice". Die letzten zwei Tage verbrachten wir in Kraków, um den Teilnehmern auch einen Einblick in das heutige polnische Leben zu geben.
Auch fuer mich war diese Zeit noch einmal eine Moeglichkeit mich intensiv mit der Gedenkstaette und der Vergangenheit von Oświęcim auseinanderzusetzen. In der Gruppe wurden viele spannende Themen diskutiert und Fragen gestellt, die ich selbst nach nunmehr 11 Monaten an diesem Ort immer noch nicht beantworten kann.
Ausserdem habe ich mich waehrend der letzten Woche oft zurueckversetzt gefuehlt. Vor genau einem Jahr hatte ich auch an solch einer Gedenkstaettenfahrt teilgenommen, allerdings in die Gedenkstaette Stutthof, in der Naehe von Gdańsk. Die Teilnehmer, fast alles Abiturienten, haben ihr Auslandsabenteuer noch vor sich und sind hochmotiviert und gespannt. Einige werden in die USA gehen, andere nach Minsk in Weissrussland oder in die niederlaendische Gedenkstaette Westerbork. Ich wuensche ihnen allen ein wundervolles, aufregendes Jahr mit vielen Erlebnissen und Erfahrungen und der Moeglichkeit ein Stueck weit ein neues Zuhause zu finden!


Abschiedsfeiern in Kraków (Foto von Tessa)