Sunday, October 28, 2007

Friday, October 26, 2007

Miłego weekendu!

Heute ist schon wieder Freitag und ich wollte doch eigentlich noch vom letzten Wochenende erzaehlen... Diese Woche ist wirklicht verrueckt. Viel zu organisieren, zu planen und zu recherchieren und abends immer todmuede ins Bett fallen - das ist toll!
Nachdem ich den letzten Freitag in Kraów verbracht hatte um unsere Flyer zu verteilen, meine Krakauer Freunde zu treffen und ein bisschen durch die Geschaefte zu stoebern (nebenbei habe ich noch ein wunderschoen preiswertes kleines Piroggenrestaurant entdeckt), wurde unser Zentrum am Sonntag von einer Gruppe Amerikaner "ueberfallen" um die ich mich die naechsten zwei Tage ganz besonders kuemmerte. Diese acht jungen Amerikaner studieren fuer vier Monate in Prag "Jewish Studies" und machen ausserdem eine 8taegige Studienreise durch Polen. Mitorganisator dieser Studienfahrt ist unser Zentrum, wesshalb wir auch das Program hier in Oświęcim durchfuehrten.
Nach ihrer Ankunft am Sonntagvormittag ging es gleich ins Stammlager. Fuer mich war es der vierte Besuch, jedoch das erste Mal mit einer englischsprachigen Fuehrung. Nach dem Mittag dann noch eine Fuehrung in Birkenau und abends einen Film ueber Polnisch-Israelische Beziehungen. Die volle Droehnung also.
Am Montag war dann eine Stadtfuehrung mit Besuch unseres Zentrums geplant. Marie, die diese Fuerung vorbereitet hatte, war aber am Sonntagmorgen so krank, dass ich kurzfristig eingesprungen bin und ploetzlich vor meiner ersten Gruppe stand. Es lief erstaunlich gut, was ich vor allem der geringen Personenanzahl und der Anspruchslosigkeit der Amerikaner zuschreibe.
Die Gruppe, die wir mit Pizza und Cola fuer den naechsten Programpunkt motivieren mussten (ein Gespraech mit polnischen Gleichaltrigen), hatte nach Startschwierigkeiten sichtlich Freude am Austausch mit den Polen. Fuer mich hat das Gespraech mal wieder gezeigt, dass nicht alle Amerikaner Bush unterstuetzen und nicht alle Polen Kaczynski toll finden. (Bei uns auf Arbeit gab es uebrigens am Montag zur Feier der Wahl Kuchen, gesponsert vom Chef :-)
Spaeter hatten wir noch ein Gespraech mit einem Roma-Ueberlebenden. Sehr beeindruckend. Hier in Oświęcim ist der Sitz der groessten Romaorganisation Polens, was ich vor dem Treffen (peinlicher Weise) gar nicht wusste.
Im Vergleich zu diesem Gespraech, war mein Zeitzeugenerlebnis vom Samstag ganz anderer Art. Springen wir kurz zurueck:
Durch Freunde in der Internationalen Jugendbegegnungsstaette (IJBS) wusste ich, dass Samstagmorgen Henryk Mandelbaum, einer der letzten Ueberlebenden des Sonderkomandos, zu einer deutschen Gruppe sprechen wuerde. Ich schloss mich diesem Gespraech an und war wirklich erschuettert ueber den Umgang der Gruppe und ihrer Begleitpersonen. Es war den ca. 12 Jungen nicht moeglich, 1.5 Stunden ohne die Toilette auszukommen (manche wanderten 4 mal aus dem Raum!!!), einer der Jungs schlief direkt gegenueber seiner Betreuerin ein! Naja ich hab mich ziemlich fuer die Gruppe geschaemt. Die Jungs waren ganz offentsichtlich unvorbereitet und viel zu jung fuer solch ein Zeitzeugengespraech.
Herr Mandelbaum, dessen Gesundheit angeschlagen war, hat seine sehr bewegende Geschichte erzaehlt (Biografie hier) und immer wieder eindruecklich auf die Aktualitaet der Geschichte und die Verantwortung jedes einzelnen hingewiesen. Ich bin leider nicht sicher ob seine wichtigen Worte bis zu den Jugendlichen vorgedrungen sind...

Thursday, October 18, 2007

Dzień Dobry!

Ich bin mal wieder das Rezeptionsmaedchen. Leider ist das Wetter gar nicht mehr so schoen, Regen, grau und dunkel. Gerade hat mich meine aller erste Gruppe im Stich gelassen. Um 15:00 Uhr haette ich meine erste Stadtfuehrung und Tour durchs Museum und die Synagoge gehabt. Naja jetzt hat sich das die Gruppe kurzfristig anders ueberlegt. Toll...
Dafuer hatte ich heute morgen aber ein paar nette polnische Schueler, mit denen ich mich kurz in einem Kauderwelch aus polnisch/deutsch/englisch unterhielt. Die Schueler nehmen an Workshops ueber juedisches Leben und juedische Kultur teil, die durch unser Zentrum organisiert werden. Ich moechte in naher Zukunft einen aehnlichen, eintaegigen Workshop fuer deutsche Gruppen organisieren.
Was auch immer wieder ein Erlebnis darstellt, sind die israelischen Gruppen (die oft mehr als 100 Menschen sind). Einige von Ihnen kommen nur zum Essen. Sie setzen sich dann ueberall wo sie Platz finden koennen und packen ihre Pappboxen mit kosherem Essen aus, das oft stark an gaengie Fast-Food-Ketten erinnert. Letztens hatten wir auch eine Gruppe, die hier gekocht hat. Unser Zentrum ist jedoch nicht mit einer juedischen Kueche ausgestattet, weswegen die Gruppe alle Kuechenutensilien (angefangen von Kochloeffeln und Besteck bis zu Herdplatten und Wasserkochern) und koshere Zutaten in einem Bus mitsichfuehrt. Auch assen die orthodoxen Jugendlichen in der Synagoge an Tischen, was wiedermal ein beeindruckendes Religionsverstaendnis zeigt...

Tuesday, October 16, 2007

Ładna pogoda!!!

Dienstag Morgen, ich sitze auf Arbeit, mal wieder an der Rezeption. Eine polnische Schulklasse besucht die Synagoge. Das Wetter ist wundervoll. Die Sonne strahlt, blauer Himmel, dazu ist es kalt, der erste Reif kam ueber Nacht. Ich habe doch tatsaechlich eine halbe Stunde bis auf Arbeit gebraucht, weil ich so viele Fotos machen "musste".
Jetzt noch eine kleine Geschichte, die mir gerad hier auf Arbeit wiederfahren ist:
In allen polnische Reisefuehrern steht, dass es ueblich ist, einer Frau bei der Begruessung die Hand zu kuessen. Mir ist das hier (zum Glueck) noch nie passiert, weswegen ich den so oft beschriebenen typisch-polnischen Handkuss schon als nostalgische Erinnerung an bessere Zeiten eben dieser Autoren ansah. Nun gut, ich komme heute morgen an, ein neuer Guard arbeitet, wir stellen uns vor und der Mitfuenfziger kuesst mir die Hand. Wo waere mir das in Deutschland passiert?

Sunday, October 14, 2007

moja adres i moj numer telefonu

Hier noch meine Adresse (da ich keinen Briefkastenschluessel habe, hier meine Arbeitsadresse):

Franziska Koch
Centrum Żydowskie w Oświęcimiu
Pl. ks. Jana Skarbka 5
32-600 Oświęcim
Poland

und meine (Handy-) Telefonnummer (hab leider kein Festnetz):

0048515944981

Moj życie w Oświęcimiu

Es ist Sonntag und ich sitze an der Rezeption. Einer von uns 4 Freiwilligen(Thomas, ein Oesterreicher; Marie, meine tschechiche Mitbewohnerin; Severin, franzoesischer 2-Monats-Praktikant und Ich) muss immer Sonntags arbeiten, da das Juedische Zentrum sich an den juedischen Feiertagen orientiert, somit Sonntags geoeffnet ist und die Rezeption besetzt sein muss.

Vor mir am Fenster laufen Familien vorbei, die zur Kirche gehen. Hier in Polen sind die Kirchen so voll, dass die Menschen vor der Kirche stehen und via Lautsprecher dem Gottesdienst folgen. Jan Paweł II spielt im Leben der meisten Polen (auch der jungen!) eine sehr wichtige Rolle. Es ist fast unmoeglich den Papstbildern in der Stadt oder in Wohnungen NICHT zu begegnen.

Mein Arbeitsplatz ist natuerlich ein "Papst-freier"-Raum. Ich fuehle mich hier sehr wohl und habe mich in den vergangenen zwei Wochen relativ gut in die juedische Geschichte Oświęcims eingelesen. Neben den (zur Zeit) drei anderen Freiwilligen arbeiten hier auch noch Olla (Buchhaltung), Arthur (Historiker) und Tomesz (Chef). Alle sprechen sehr gut Englisch, was meinem Polnischlernen natuerlich nicht so gut tut. Ausserdem wird das Zentrum 24 h lang von einem Sicherheitsmann ueberwacht. Diese Guards sprechen nur polnisch, sind aber sehr lieb und reden immer darauf los, obwohl sie wissen, das ich nichts verstehe. Einer von ihnen hat mir letzte Woche erzaehlt, dass mein Polnisch doch schon richtig gut ist und ich war nicht mal in der Lage einen polnischen Satz zu sagen, um ihm zu widersprechen. Hoffentlich finde ich bald eine/n PolnischlehrerIn.

Neben dem Sitzen an der Rezeption und dem Einlesen in die Thematik, habe ich noch folgende andere Aufgaben: -->Fuehrungen durch das Museum, die Synagoge und die Stadt (Bis jetzt hatte ich noch keine Gruppen, sondern nur Privatpersonen, da ich noch nicht so lange dabei bin und noch viel lernen muss.); -->alte Buecher saeubern und katalogisieren; -->die Bibliothek ordnen und alle Baende in einer Datenbank erfassen; -->Flyer des Zentrums verteilen

Neben der Arbeit bleibt aber noch genuegend Zeit, um das polnische Leben ein bisschen besser kennen zu lernen. Oft fahre ich nach Kraków (auch dort muessen Flyer verteilt werden) und mit jedem Besuch finde ich neue, tolle Ecken. Zum Beispiel dieses Cafe:

Es ist ganz klein und niedlich (im Vergleich zu den Oświęcimpreisen auch relativ teuer) und man sitzt an alten Naehmaschinentischen.



Beim Verteilen von Flyern im Stadtteil Kazimierz, ist mir dieser Laden (der sich auf israelische Reisegruppen spezialisiert hat) aufgefallen: Es gibt dort nur koshere Lebensmittel, direkt aus Israel importiert.

Sonst habe ich in den letzten zwei Wochen ziemlich viel Zeit damit verbracht, mein Zimmer wohnlicher zu gestalten (siehe meine neuen Bilder "Wohnung"), was gar nicht so einfach war, da ich keine Naegel in die Wand hauen kann und keinen Schlagbohrer kaufen moechte. Aber zum Glueck haengen die Bilder jetzt (vielen Dank noch mal Paul!).

Ich habe auch meine ersten (wahrscheinlich typischen) Erfahrungen mit dem Gasherd und der Waschmaschiene gemacht (Die Leute, die sagen, dass man helle und dunkle Unterwaesche nicht zusammen mit Wollsocken bei 60 Grad waschen soll, haben recht!).

Obwohl ich schon seit dem 21. September hier bin (immerhin fuer nun schon 3 Woche) endecke ich fast jeden Tag ein neues kleines Geschaeft (es gibt z.B. unheimlich viele Second-Hand-Shops), ein huebsches Haus oder eine Kneipe. Trotzdem Oświęcim im Vergleich zu Berlin sehr klein erscheint (42 000 Einwohner), laesst es sich hier gut leben. Die Stadt ist landschaftlich sehr schoen am Fluss Soła gelegen und ist wohl eine typische, polnische Kleinstadt. Leider bin ich bis jetzt noch nicht dazugekommen, das Schwimmbad, die Eishalle oder das Kino anzuschauen. Die Unia-Oświęcim (das Eishockeyteam) spielt in der ersten Liga und ich bin schon sehr gespannt, wie sehr polnisches Eishockey sich von kanadischem unterscheidet.

Meinen ersten Gedenkstaettenbesuch habe ich mit Absicht auf das Ende der ersten Woche gelegt. Ich moechte die Stadt Oświęcim nicht mit dem Konzentrationslager Auschwitz gleichsetzen, dass passiert leider bei zu vielen Besuchern/ Touristen. Zum Glueck habe ich noch viel Zeit um ganz in Ruhe die Ausstellung und das Gelaende Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Ich muss nicht, wie manche Touristengruppen, die uns besuchen kommen, den Holocoust in zwei Stunden begreifen, sondern kann mir mehr Zeit nehmen.

In der naechsten Woche werde ich mich mit Marie auf die Suche nach einem Sportverein machen. Dadurch, dass unser Zentrum (fast) nur von Touristen besucht wird und ich viel auf Arbeit bin, ist es gar nicht so einfach polnische Jugendliche kennenzulernen. Ausserdem habe ich zur Zeit ja auch noch die grosse Sprachbarriere, die sich aber hoffentlich bald gibt.

So viel erstmal von mir! Ich geh jetzt was essen (mit meinem neuen Hut)...

Viele liebe Gruesse aus Polen

Na razie!!!!