Friday, June 27, 2008

In Erinnerung an Henryk Mandelbaum



Am 17.06.2008 ist Henryk Mandelbaum verstorben. Er galt als letzter Überlebender der Häftlinge des Sonderkommandos, die in den Gaskammern Birkenaus arbeiten mussten.
Henryk Mandelbaum betrachtete es als seine persönliche Pflicht so vielen Menschen wie möglich seine Geschichte zu erzählen. Ich habe selbst an einem dieser vielen Gespräche teilgenommen (siehe Blogeintrag vom 26. Oktober) und erlebt, wie bewegend Herr Mandelbaum seine Geschichte erzählt und an uns junge Menschen appeliert, nicht zu vergessen und vor allem unsere Gegenwart friedlich zu gestalten.

Wir, die wir seine Geschichte kennen, stehen in der Verantwortung sie weiterzuerzählen!


Hier findet ihr eine ausführliche Biografie und einen Zeitungsartikel der taz über H. Mandelbaum.

Tuesday, June 10, 2008

Es sollte einfach nicht sein...

Das letzte Wochenende war mein letztes freies Wochenende fuer die naechsten vier Wochen (Thomas faehrt in den Urlaub, desswegen muss ich Sonntags arbeiten). Desshalb wollte ich zusammen mit Marianna einen Wochenendausflug machen. Lest selbst, was daraus geworden ist (aus Mariannas Rundmail):


Am Freitag habe ich dann Franzi in Krakau getroffen und wir wollten
gemeinsam weiter fahren nach Niedzica zum Zelten. Niedzica ist
eine kleine Stadt in den Bergen und bekannt für einen großen
Stausee, den es dort gibt. Franzi hatte ihr Zelt dabei und gut
ausgerüstet sollte es losgehen. Mit einem großen öffentlichen
Bus sind wir dann zunächst nach Nowy Targ gefahren, wo wir
umsteigen mussten. Leider kam der erste Minibus einfach nicht
und wir mussten noch eine Stunde auf den nächsten warten. Nun
gut, endlich konnte es also losgehen. Der Busfahrer wusste
allerdings nicht so Recht wohin wir eigentlich wollten, aber ein
paar nette ältere Damen haben uns dann geholfen.

Am Campingplatz angekommen, es hat übrigens aus Eimern
gegossen, stellten wir fest, dass das Zelt noch im Bus lag,
der schon längst hinter dem nächsten Hügel verschwunden war.
Was blieb uns anderes übrig als uns maßlos zu ärgern und
ein Zimmer zu buchen? Die arme Franzi war völlig fertig, dass
ihr schönes Zelt einfach weg war.

Nun möchte ich erstma zwei polnische Phänomene erklären.

Das erste sind die Minibusse:
Weil ich diese kleinen Busse in Polen kennengelernt habe, schicke ich
euch mal ein Bild mit, damit ihr euch vorstellen könnt, wie diese Dinger
aussehen. Das ist übrigens ein ganz edles Modell, die meisten sind
etwas heruntergekommener. Diese Busse sind nicht öffentlich,
sondern ganz privat geleitet. Es gibt verschiedenste Anbieter und es
ist kaum nachzuvollziehen zu wem welcher Bus bzw. welche Linie
gehört. Versucht euch jetzt mal vorzustellen wie anstrengend es
erstmal sein kann sich eine Busverbindung rauszusuchen (zum Glück
ist Franzi da schon Profi), aber dann noch den Bus mit dem Zelt
ieder auftreiben? Unmöglich...

Das zweite Phänomen ist die polnische Hilfsbereitschaft. Immer wieder
kommt es vor, dass man mitten in der Stadt, im Bus oder auf dem
Bahnhof nicht so ganz weiß wohin man gehen soll oder es sprachlich
nicht ganz leicht ist. Fast immer findet sich jemand und bietet sich auch
von ganz allein an zu helfen. Ich versuche mir manchmal vorzustellen wie
in Deutschland eine ähnliche Situation ablaufen würde und bin mir sicher,
dass die meisten Leute verärgert wären über "den Ausländer, der die
Sprache nicht kann". Mir persönlich hat man schon oft geholfen und
auch von vielen Gruppen höre ich positive Resonanz.


Jetzt aber weiter in der Geschichte... Das Zelt war weg und wir ein wenig
unmotiviert,weil aus auch noch die ganze Zeit regnete und man nicht
nach draußen gehen konnte. So beschlossen wir, frustriert wie wir waren,
am nächsten Morgen gleich wieder abzureisen. Und dann passierte das
Unglaublichste. Wir gingen zur Bushaltestelle, der nächste Buss sollte
in 20 Minuten kommen. Wir waren allerdings nicht besonders
optimistisch. Plötzlich kam ein kleiner Bus angefahren, hielt an. Der
Fahrer lächelte uns zu und während wir einstiegen deutete er nach
hinten auf das Zelt. Es war der gleiche Bus und der gleiche Fahrer
-er war unser Held :-)

Leider haben wir von den Bergen und unserem geplanten
Campingwochenende nicht viel gehabt, aber immerhin sind wir mit
Zelt und sehr erleichtert wieder nach Oswiecim zurück gefahren.

"Paddeln" in Olsztyn und Seminar in Rytro

Diesen wunderschönen Ausblick hatten wir während unseres 4-tägigen Campingurlaubs in den polnischen Masuren. Zusammen mit einigen anderen ASF-Freiwilligen wollte ich eigentlich in dieser einmaligen Seenlandschaft paddeln gehen. Aufgrund mangelnder Organisation und schlechtem Wetter haben wir uns dann aber einfach ein paar schöne Tage auf einem Campingplatz in der Nähe von Olsztyn gemacht, die Stadt angeschaut, die Natur genossen und am letzten Tag Kajaks ausgeliehen. Ich habe auf alle Fälle Lust auf mehr bekommen. Vielleicht findet sich im Sommer ja noch einmal eine Woche um diese Gegend Polens mit dem Kanu zu erkunden. Toll wärs!

Gleich im Anschluss auf unsere Tage in Olsztyn hatten wir unser ASF-Seminar in den polnischen Bergen. Die beste Zugverbindung ging einmal quer durchs Land - von Danzig nach Krakau. Wir haben also noch mal "Hallo" zum Meer gesagt und haben uns dann um 23 Uhr auf zum Bahnhof gemacht. Der Nachtzug war so unglaublich voll (trotzdem wir auf der zweiten Station der Route eingestiegen sind), dass wir bis Warschau (ca. 5:00 Uhr) in dem kleinen Kabuff vor einer Toilette stehen mussten. Naja, wirklich gestanden haben wir nicht. Irgendwann kommt der Punkt, wo man sich hinsetzt, egal wo man ist...Ich war wegen der Kälte so dick mit meinen "Stinke-Camping-Sachen" angezogen, dass ich jedem Polarforscher Konkurrenz gemacht hätte. Aber so ist das Reisen in Polen: immer gut für ein Abenteuer!
Unsere Seminarwoche verlief dann weniger abenteuerreich, dafür mit viel Volleyball spielen, Gedichte lesen und polnisch - deutschem Austausch. Neben uns deutschen ASF-Freiwilligen nahmen nämlich auch die Polen am Seminar teil, die nächstes Jahr als Freiwillige mit ASF entweder nach Deutschland (z.B. in die Gedenkstätte Sachsenhausen) oder nach Großbritannien gehen. Auch Praktikanten der Firma Würth bereicherten unser Seminar für drei Tage. Neben langen Abenden am Lagerfeuer und Diskussionen über die Rolle der (evangelischen) Kirche/ Religion in der Arbeit von ASF mit unserem Länderbeauftragten Thomas Heldt, haben wir es uns auf einem Ausflug in den Heilkurort Krynica auch so richtig gut gehen lassen.
Für mich persönlich war dieses Seminar der Auslöser für die Feststellung, dass meine Zeit in Polen gar nicht mehr so unbegrenzt lang ist, wie ich vorher angenommen hatte. Meine Nachfolgerin steht schon fest, ich bewerbe mich für einen Studienplatz und alles in allem sind es nicht einmal mehr drei Monate Arbeit in Oświęcim. Aaaaaaaaaaaaaahhhh....